Erzieherinnen beklagen schlechte Bedingungen

Kinderbetreuung: Ver.di veranstaltet Diskussionsrunde zum Thema „Stoppt den Erzieherinnenmangel“ / Lärm und Zeitmangel

Mannheimer Morgen – Montag, 26.11.2012

Einiges wurde auf den Weg gebracht und Impulse gesetzt, aber es gibt noch sehr viel zu tun: Das ist das Fazit einer Diskussionsrunde unter dem Motto „Stoppt den Erzieherinnenmangel!“, zu dem die Dienstleistungsgesellschaft ver.di Vertreter des Gemeinderates und Erziehende in das Bürgerhaus Neckarstadt eingeladen hatte. Schon vor einem Jahr hatte man sich in ähnlicher Runde getroffen, um nach möglichen Lösungen zu suchen. Denn der Mangel an Erziehenden hat als Folge den Mangel an Kinderbetreuungsplätzen. Unter der Fragestellung „Ein Jahr ist vergangen. Was ist seither passiert? Was muss noch geschehen?“, zogen die Teilnehmer unter der Moderation von Gitta Süß-Slania, Vorsitzende des Mannheimer Gesamtpersonalrats, eine kleine Zwischenbilanz.

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Positiv bewertet wurde das Modellprojekt Praxisintegrierte Ausbildung von Erziehenden (PIA). Dabei absolvieren angehende Erziehende seit Beginn des neuen Schuljahrs einen Teil ihrer Ausbildung von Anfang an in Kindergärten oder Krippen, für die schulische Ausbildung gibt es eine Klasse mit 25 Plätzen am Fröbel-Seminar. „Eine gute Sache“, befand Stefan Fulst-Blei (SPD), aber 25 Plätze seien viel zu wenig. Moniert wurde zudem von einigen Teilnehmern, dass die Erziehenden, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule Mannheim zu Ausbildern fortgebildet würden, während dieser Zeit in der Kita fehlten. „Außerdem“, so formulierte es ein Mitglied der ver.di-Betriebsgruppe Stadtjugendamt, „brauchen die Ausbilderinnen Zeitressourcen, um die „PIAs“ anzuleiten.“

Weiterbildung und Coaching

Die Qualifizierung der Ausbilder wird aus dem Attraktivitätsfonds bezahlt, in dem für 2012 225 000 Euro und ab dem kommenden Jahr 450000 Euro zur Verfügung stehen. Das sei Einiges, meinte Gabriele Thirion-Brenneisen (Bündnis 90/Grüne) im Vergleich zum Gesamtbudget, das der Gemeinderat zu verteilen habe. Aus dem Fonds werden auch die Weiterbildung von Kinderpflegerinnen zu Erzieherinnen unterstützt sowie ein Coaching der Einrichtungen vor Ort. Thirion-Brenneisen, die eine schrittweise Umsetzung der Maßnahmen favorisiert, hob den Einsatz von sogenannten Beikräften in den Küchen und Verwaltungen der Kitas hervor. Das sei aber noch nicht in allen Häusern der Fall, kritisierte eine Teilnehmerin. Sie forderte: „Bitte drangehen. Muss ich wirklich als Erzieherin Kinderbettchen abziehen, beziehen und die Handtücher waschen?“

Klagen gab es auch über schlechte Arbeitsbedingungen: „Es gibt immer noch Häuser, in denen es keinen Rückzugsraum für uns gibt und der Lärmpegel durch schlechte Dämmung so hoch ist, dass man es kaum aushält“, beanstandete eine Erzieherin. Doch die monetäre Anerkennung durch die Höhergruppierung wird wegen der zusätzlichen Kosten in Millionenhöhe noch eine Weile auf sich warten lassen. „Wenn wir uns als Tarifparteien auf eine Erhöhung einigen, müssen wir auch an die Bezahlung bei den freien Trägern denken und dort höhere Zuschüsse geben“, dämpfte Birgit Sandner-Schmitt (FDP) Erwartungen. Stefan Fulst-Blei versprach in der Fraktion eine stufenweise Anpassung, etwa für Erziehende in besonders schwierigen Stadtteilen, zu prüfen. bh