Ringen um Kulturhauptstadt

Kultur: Hitzige Debatte um die Bewerbung um den europäischen Titel / CDU, FDP und ML fordern Ausstieg – und verfehlen Mehrheit

Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm

OB Kurz konnte sich durchsetzen beim Streit um die Bewerbung Mannheims als Europäische Kulturhauptstadt.

© Tröster

Mutet sich Mannheim hier ein weiteres, teures Großprojekt zu? Oder geht die Stadt einen sinnvollen Weg, den sie sowieso zurücklegen muss? Um diese Fragen ging es gestern im Gemeinderat bei der Debatte über die Bewerbung Mannheims zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025. Aufgeworfen hatten die Diskussion die CDU, die FDP und die Mannheimer Liste. Alle drei forderten in ähnlichen Anträgen das Ende oder zumindest einen vorläufigen Stopp der Bewerbung. Die drei Fraktionen griffen damit auch direkt ein Projekt des Oberbürgermeisters an.

 Der reagierte mit einer längeren Vorrede, in der er einen Ausstieg als „strategischen“ und „absoluten Fehler“ bezeichnete. Die eigentliche Bewerbung um den europäischen Titel stünde gar nicht im Mittelpunkt, sagte Dr. Peter Kurz. Im Gegenteil habe es die Stadt immer so verstanden, die Kultur auf verschiedenen Ebenen zu fördern, und dann am Ende womöglich den Titel Kulturhauptstadt zu gewinnen. „Unser Ziel war nie, dann das größte Feuerwerk abzubrennen“, so der OB. Das städtische Kulturhauptstadt-Büro, das in den nächsten beiden Jahren je rund 550 000 Euro bekommen soll, treibe derzeit zudem neun Einzelprojekte voran. Wer also das Büro schließen wolle, der müsse sagen, welches Projekt beendet werden solle.

Carsten Südmersen, Fraktionsvorsitzender der CDU, ließ mit seiner Antwort nicht warten: „Ich halte Ihre Ausführungen für etwas übertrieben.“ Wenn das Kulturhauptstadt-Büro so viele kulturelle Einzelprojekte lenke, dann frage er sich, warum es eigentlich ein eigenes Kulturamt in der Stadtverwaltung gebe. Doch darum gehe es ihm eigentlich nicht, so Südmersen. Die CDU habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, „aber für uns ist das Thema Kulturhauptstadt erledigt“. 2023 die Bundesgartenschau, zwei Jahre später dann Europäische Kulturhauptstadt, das sei für Mannheim nicht machbar, zudem könne man das den Bürgern nicht zumuten. Südmersen nannte einen „mittleren bis höheren zweistelligen Millionenbetrag“, den andere Städte für den Titel investierten.

Das Büro Europäische Kulturhauptstadt

Für das Büro Europäische Kulturhauptstadt sieht der Haushalt 550 000 Euro pro Jahr vor.

Nachdem die EU die Vorgaben geändert hat und Deutschland nicht 2020, sondern erst 2025 zum Zuge kommen wird, wurde auch das Büro umorganisiert.

Derzeit erstellt das Büro keine konkreten Pläne für Mannheim als Europäische Kulturhauptstadt. Es wurde enger an das Konversionsbüro gekoppelt und verfolgt hier eigene Projekte.

Dazu zählen die Entwicklung des Zeitstrom-Projektes, eine Europäische Schule und die Kulturhöfe. bro

Professor Achim Weizel (Mannheimer Liste) plädierte ebenfalls für das Ende der Bewerbung, „und damit geht ja die Kultur in Mannheim nicht zugrunde“. Für die FDP warb Volker Beisel zumindest für eine Pause. „Der Weg ist für uns das Ziel, und auf diesem Weg sollten wir jetzt auf einen Parkplatz fahren und das ganze Projekt mal parken.“

Anders dagegen Gerhard Fontagnier (Grüne): Der Weg zur Bewerbung sei wie ein Training für einen Marathon, dabei baue man Muskeln auf. Das solle die Stadt unbedingt weiter tun. Ob sie den Titel dann wirklich erringen wolle, sei eine andere Frage. Für die SDP warb Helen Heberer für die Bewerbung.

Am Ende verfehlten CDU, FDP und ML die Mehrheit. Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt läuft weiter.

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 10.12.2013