Hausaufgaben sind lange nicht erledigt

Turnen: Für das Turnfest 2013 fehlen noch Schulbetreuer und 4000 Volunteers / Enttäuschende Delegiertenzahl in Weinheim

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 22.01.2013

Weinheim. Die Delegierten aus den über 80 Vereinen des Mannheimer Turngaus feierten bei der Vollversammlung des knapp 40 000 Mitglieder starken Verbandes bei der TSG Weinheim nicht nur das sportlich erfolgreichste Jahr, sondern hörten auch gute Nachrichten aus Berlin. Die Bundestagsabgeordnete Birgit Reinemund berichtete von einem „frisch geschnürten Paket zur Stärkung des Ehrenamtes“ mit Steuerentlastungen, dem Abbau von Bürokratie und die Verbesserung der Rechtssicherheit. „Was Sie leisten, ist unbezahlbar. Die Verbesserungen sind wenigstens eine kleine Anerkennung“, bedankte sie sich.

Wie Reinemund sind auch weitere Politiker „freudig gespannt“ auf das Internationale Deutsche Turnfest in der Metropolregion (18. bis 25. Mai). Mannheims Sportbürgermeister Lothar Quast hob den gelungenen „Schulterschluss zwischen den Vereinen und der Region“ hervor und Landtagsmitglied Wolfgang Raufelder vermeldete, dass die Landeszuschüsse da seien. „Die Vereine sind ein Garant dafür, dass sich die Gäste wohlfühlen. Wir werden die Kurpfälzer Gastfreundschaft in die Welt hinaustragen.“

Davon ist auch Gerhard Mengesdorf, der im Schwarzwald lebende Präsident des Badischen Turner-Bundes (BTB) überzeugt. „Ich weiß das, denn ich komme von hier. Mit ihrer lebensfrohen und lebensbejahenden Art ist die Kurpfalz prädestiniert für das Turnfest“, sagte er und gestand seinen Traum „vom Landesturnfest 2018 in Weinheim.“

Doch bis dahin müssen noch ein paar Hausaufgaben für den Mai 2013 gemacht werden. Noch fehlen Betreuer für zehn Schulen und 4000 Volunteers. Sportkreisvorsitzender Michael Scheidel und OK-Geschäftsführer Heinrich Clausen riefen dazu auf, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Ansonsten sei alles im „grünen Bereich“.

Mut zum Ehrenamt

Was die nahe Zukunft betrifft, ist auch beim Turngau noch alles in Ordnung, doch ab 2014 dürfte es zu besonders die eigenständige Turnerjugend betreffenden, personellen Engpässen kommen. Auch deshalb hatte Turngauvorsitzender Konrad Reiter die BTB-Vizepräsidentin Manuela Gemsa (Bühl) eingeladen, die unter dem Titel „Mut zum Ehrenamt“ eine Fortbildung vorstellte, um Mitarbeiter zu gewinnen, zu motivieren und zu halten.

„Das Überfachliche sollte denselben Stellenwert haben, wie die fachliche Ausbildung“, begründete sie das auf mehreren Modulen beruhende Programm, das in ähnlicher Form auch in der freien Wirtschaft angeboten wird. Doch die in Weinheim enttäuschende Delegiertenschar (nur 100 aus 36 Vereinen) und rückläufige Mitgliederzahlen stimmten Gemsa und Reiter nicht gerade hoffnungsfroh. Allerdings will der badische Verband mit seinem von einem hauptamtlichen Referenten betreuten Programm „BTB regional“ dagegensteuern und die Klubs fachkundig beraten. „Nicht jammern, sondern reagieren“, ist auch Mengesdorfs Antwort auf die Problematik Ganztagsschule, die von Weinheims OB Heiner Bernhard ins Spiel gebracht wurde.

„Schule und Sport müssen sich aufeinander zubewegen“, verlangte der BTB-Präsident. Bei diesem Integrationsprozess könne auch die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg mit der Kampagne „Die Bewegte Kommune – Kinder“ helfen. sd

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 22.01.2013