Mannheimer Morgen, 2. Juni 2009 (von Anke Philipp)

Über den städtebaulichen Charakter des Alten Messplatzes lässt sich trefflich streiten: Die Meinungen über Sinn und Zweck der Gestaltung, über Ästhetik und Formgebung liegen mitunter weit auseinander. Dabei sind die Ursprungspläne bisher Fragment geblieben, wesentliche Teile des Gesamtentwurfs des Berliner Architekten Jens Metz wurden nicht umgesetzt. Müssen die Neckarstädter also fortan mit dem Provisorium leben, oder bekommt der Platz in absehbarer Zeit doch noch den langersehnten Zugang zum Fluss? Detailfragen zum Thema richtete das Aktionsbündnis (AB) Alter Messplatz an die politischen Parteien. Rechtzeitig vor der Kommunalwahl am 7. Juni gingen jetzt die Antworten ein.

Warten auf den Flusszugang

Von zentraler Bedeutung: der fehlende Zugang zum Neckar, die Gestaltung der sogenannten südlichen Platzfläche, die wiederum Teil des Lidl-Grundstücks ist, für das die Stadt ein Vorkaufsrecht bis 2013 besitzt. Für Planung und Gestaltung des Flusszugangs waren mittelfristig 3,5 Millionen Euro vorgesehen – Geld, das Grüne, SPD und Bürgeropposition jetzt schnell in die Hand nehmen wollen. Sie sprechen sich dafür aus, das Vorhaben zügig anzugehen, und die dafür nötigen Mittel ab 2010 bereitzuhalten. CDU, ML und FDP sind aufgrund der prekärer werdenden Finanzlage der Stadt vorsichtig, wollen lieber keine genauen Aussagen treffen.

Weiterer Knackpunkt: der Alte Bahnhof. Grund und Boden sind ebenfalls im Besitz von Lidl. Sollte die Stadt das Gelände kaufen und dort für die Stadtbibliothek einen Neubau errichten – eine Idee des Oberbürgermeisters und Relikt der Debatte um das einst sogenannte „Haus der Möglichkeiten“?. „Nur wenn diese einen Neubau braucht“, lautet die Antwort der Sozialdemokraten. Alle anderen Parteien plädieren eher für eine kulturelle (Grüne) oder gastronomische (ML) Zwischennutzung des leerstehenden Bahnhofsgebäudes. Kneipe oder Kreativwerkstatt? Das sollen ihrer Meinung nach die Bürger mitentscheiden. Dass die Stadt spätestens 2013 das Lidl-Gelände erwirbt, und damit ihr Vorkaufsrecht an den Teilflächen nutzt, das befürworten mehr oder weniger alle Parteien, wenngleich sie über den Handel erst zu gegebener Zeit entscheiden wollen (CDU).

„Da wir davon ausgehen, dass alle den Zugang zum Neckar wollen, fordern wir die Stadt auf, umgehend mit dem Planungsprozess unter Beteiligung der Bürgerschaft, wie vom Oberbürgermeister zugesagt, zu beginnen“, so Karl Lederle vom AB-Sprechergremium. Bereits 2009 stünden dafür Gelder in Höhe von 200 000 Euro parat. Das Aktionsbündnis will sich zudem an dem Entwicklungskonzept Innenstadt (EKI) zum Thema „Neckarufer/Alter Messplatz“ beteiligen. Ziel sei es dabei, „die in der Neckarstadt erarbeiteten Positionen auch umzusetzen“, ergänzt Franziska Cussnick, ebenfalls vom Sprechergremium.