Mannheimer Morgen, 9. Juni 2009 (von Martin Tangl)

Die Spannung steigt. Wer von den vielen Kandidaten für die Kommunalwahl hat den Sprung in den Gemeinderat geschafft? Es wird voraussichtlich noch bis heute Mittag dauern, bis all die kumulierten und panaschierten Stimmzettel ausgezählt sind. Rund 650 Rathaus-Mitarbeiter aus allen Fachbereichen saßen gestern am Computer, um in einer Sisyphusarbeit die einzelnen Stimmen einzugeben, die der Wähler am Sonntag an die Bewerber verteilt hat.

Wie berichtet, wurden am Sonntag bis in die Nacht nur die unveränderten Stimmzettel ausgezählt. Das gab schon mal wichtige Fingerzeige auf den Ausgang der Wahl, die SPD lag mit 32,4 Prozent knapp vor der CDU, die auf 31,7 Prozent kam. Doch endgültige Klarheit kann eben nur die Feinauszählung schaffen. Bis zu 65 Prozent der Wahlberechtigten hatten ihre 48 Voten teilweise „virtuos“ verteilt, wie der stellvertretende Kreiswahlleiter Jörg Blumenthal berichtet. Die stille Hoffnung, dass vielleicht schon am Montagabend das vorläufige amtliche Endergebnis vorliegen könnte, hat sich gestern schnell zerschlagen.

„Wir hatten zwar mit knapp 38 Prozent eine niedrige Wahlbeteiligung, die Anzahl der veränderten Stimmzettel jedoch blieb gegenüber den Wahlen von vor fünf Jahren in etwa gleich“, so Jörg Blumenthal. „Wir müssen konzentriert arbeiten“, sagt Arno Dressler vom Fachbereich Bildung, der in in E 5 einen Stapel mit SPD-Wahlzetteln vor sich liegen hat. Doch hier und da stehen am Ende der Liste grüne Kandidaten, die der vorwiegend sozialdemokratische Wähler auch gerne im Gemeinderat sehen würde. Der CDU-Bewerber Dr. Egon Jüttner taucht vereinzelt mit panaschierten Stimmen bei der SPD auf. Ein anderer Wähler hat den FDP-Vorschlag angeheftet und verteilt an Volker Beisel und Dr. Elke Wormer jeweils drei Stimmen.

Wir schauen Jürgen Windolph über die Schulter, der einen Packen für die CDU in Arbeit hat. Da erscheinen plötzlich drei Kreuze auf dem Papier, jeweils eines für den Kreisvorsitzenden Claudius Kranz, Jüttner und Dr. Jens Kirsch. Jeder erhält damit eine Stimme, dieser Wähler hat 45 verschenkt. Ein anderer hat hinter den Namen von Nikolas Koch-Löbel die Zahl 48 geschrieben. Der Stimmzettel ist gültig, allerdings bekommt der JU-Chef nur drei Stimmen auf sein Konto, denn mehr dürfen auf einen Kandidaten nicht kumuliert werden. Als Patrick Lang vom Vermessungsamt die CDU-Stimmen auf einem Zettel per EDV-Programm zusammenzählt, spuckt der Computer die Zahl 49 aus. Verrechnet, eine Stimme zu viel, diese Wahl ist leider ungültig.

Dann wird jeder Stapel noch einmal von einem Kollegen zur Kontrolle akribisch und ganz von vorne per Datenverarbeitung durchgerechnet – und erst wenn beide Ergebnisse übereinstimmen, stehen die Stimmzahlen für die einzelnen Kandidaten fest. Über Streitfälle entscheiden Verbindungsleute wie Beate Leitl oder Wahl-Chef Werner Schindele. Letztendlich beschließt jedoch der Kreiswahlausschuss am Montag das dann amtliche Endergebnis.