Rhein-Neckar-Zeitung, 5. November 2009 (von Gerhard Bühler)

Um den Zerfall des denkmalgeschützten Herschelbades in der Mannheimer Innenstadt zu stoppen, beschloss der Gemeinderat bereits im Juni 2008 die vordringliche Sanierung von Dach und Fassade. Dazu waren fünf Millionen Euro eingeplant. Nach genauer Bestandsaufnahme durch externe Fachleute offenbaren sich nun so gravierende Mängel vor allem in der Dachkonstruktion, dass die Kosten drastisch auf 8,6 Millionen Euro ansteigen.

Im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik vom Dienstag führte diese Kostenexplosion zu kontroversen Wortwechseln zwischen Gemeinderäten und der Verwaltung mit Baubürgermeister Lothar Quast an der Spitze. Aufgrund der allseits anerkannten absoluten Notwendigkeit der Sanierung von Dach und Fassade stimmte die überwiegende Ausschussmehrheit letztendlich den Mehrausgaben zu. Ablehnung kam von FDP-Stadtrat Volker Beisel, der die Herkunft der zusätzlichen Mittel nicht ausreichend geklärt sah.

„Der Umfang der Schäden ist weitaus größer als angenommen, vor allem im Dach“, nannte Klaus Lannert vom Fachbereich Hochbau das Ergebnis der Fachgutachten. Das Dachtragwerk müsse komplett erneuert werden, eine über der Halle eins angebrachte Dämmung sei stark mit Schadstoffen behaftet. Auch gebe es bei dieser Dachfläche Mängel, die bei einer Extrembelastung durch Schnee im Winter statische Probleme ergeben könnten und daher Sofortmaßnahmen erforderten, wie Langer dem Ausschuss berichtete.

„Wir zäumen das Pferd von hinten auf, beschließen teure Maßnahmen für Dach und Fassade und haben noch nicht über die künftige Nutzung des Hauses geredet“, befürchtet Beisel hier Fehlinvestitionen. In diesem Punkt widersprach Gerda Brand, Leiterin des Bereichs Sport und Bäder. Durch den geltenden Denkmalschutz für das Gebäude dürfe an vorhandener Fassade oder Dach sowieso nichts verändert werden. „Das sind hier jetzt Feuerwehr-Maßnahmen, um das Haus vor weiterem Schaden zu bewahren“, betonte Quast die Notwendigkeit eines schnellen Eingreifens. Die Kostenexplosion sei nachvollziehbar, da Schäden bei Altbauten oft nur bei intensiver Prüfung erkennbar seien.

In der nächsten Hauptausschuss-Sitzung soll im Einzelnen nochmals dargelegt werden, wie die Mehrkosten entstanden sind, versprach der Baubürgermeister. Wie CDU-Stadtrat Peter Pfanz-Sponagel forderte, müsse der Gemeinderat bald über die künftige Nutzung des Herschelbades entscheiden. Zumindest für Nebenräume sind anderweitige Nutzungen ohne weiteres möglich.

Das Bad selbst ist in der gültigen Bäderkonzeption als zentrales Bad der Innenstadt vorgesehen. Ob dies in der Zukunft so zu halten sein wird, scheint jedoch unklar. Auch der laufende Betrieb des wunderschönen Bades ist teuer. So fielen etwa im Jahr 2006 bei 106 000 Badegästen Kosten über 761 000 Euro an.