Experte schlägt Teilung vor

Soziales: Institut präsentiert neues Modell für das Jugendamt / Kitas als eigener Bereich

Mannheimer Morgen – Donnerstag, 21.11.2012 / Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm

Viele Mitarbeiter des Fachbereichs machten schon vor dem Sitzungssaal deutlich, was sie sich wünschen: eine Aufteilung des Jugendamtes nämlich und eine behutsame Umstrukturierung. Mit Plakaten bildeten sie ein Spalier vor dem Ratssaal, in dem es gestern Abend fast drei Stunden lang um diese Frage ging: Wie soll der Fachbereich Kinder, Jugend, Familie – Jugendamt der Stadt in Zukunft organisiert werden?

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Gründe für die Initiative zur Umstrukturierung gibt es einige: Die Stadt konnte im vergangenen Jahr keinen geeigneten Kandidaten für den Posten des Fachbereichsleiters finden. Die Aufgaben wachsen durch den Ausbau der Kinderkrippen an, und gleichzeitig gibt es immer wieder Klagen aus dem Fachbereich wegen Überlastung.

Im Jugendhilfeausschuss stellte gestern nun Benjamin Landes erstmals ein Modell vor, das viele dieser Mängel beheben soll. „Es gibt nicht das ideale Modell für Jugendämter“, sagte der Geschäftsführer des Beratungsinstituts ISS. Dass es bessere Modelle gebe als das derzeitige, daran ließ er allerdings keinen Zweifel. Das jetzige Jugendamt funktioniere zwar gut, auch herrsche dort eine hohe Professionalität. „Das geht aber eher über informelle als über die formellen Wege.“ Die Folge sei ein dauerhaft hoher Aufwand für die Mitarbeiter.

Landes präsentierte ein Modell, dass eine Arbeitsgruppe der Stadt mit dem Institut entworfen hat: Es sieht die Aufteilung des Fachbereichs vor. Einmal das klassische Jugendamt, etwa mit den Sozialen Diensten und der Erziehungsberatung. Und als eigener Bereich die Kindertagesstätten. Das Jugendamt soll dann, geht es nach dem Entwurf, stärker als bisher regional gegliedert werden. In der Arbeitsgruppe habe dieses Modell die Mehrheit bekommen, wenn auch knapp. In der anderen Variante bleiben die Kitas im Fachbereich, der als Ganzes regional gegliedert wird.

„Klarere Strukturen und klare Verantwortlichkeiten“ erhofft sich Lena Kamrad (SPD) von dem Aufteilungs-Modell. Die Trennung des Fachbereichs sei ein guter Schritt, um mit den steigenden Anforderungen durch den Ausbau der Kitas mitzuhalten. Anders die Grünen: „Wir wollen im Prinzip keine Trennung“, sagte Fraktionschefin Gabriele Thirion-Brenneisen. „Wir stehen für eine Regionalisierung, dann aber für alle Bereiche des Jugendamtes.“

Für die CDU hatte Konrad Schlichter „viele Fragen“: Welchen Sinn solle die Trennung haben, steige der Finanzbedarf? Zudem halte er eine funktionale Gliederung für besser als eine regionale. Birgit Sandner-Schmitt signalisierte, dass die FDP sich dem vorgestellten Modell anschließen könne. „Im Vordergrund steht, dass die Mitarbeiter nachhaltig entlastet werden.“

Die machten auch im Saal ihre Position klar: Die Personalratsvorsitzende Anja Russow sprach sich für die Teilung des Fachbereichs aus. Die Regionalisierung müsse aber noch geprüft werden. Bürgermeisterin Ulrike Freundlieb, die sich für das neue Modell aussprach, kündigte an, die Beratung mit den Fraktionen zu suchen