SPIEGEL online, 29. Juni 2009 (von Kurt F. de Swaaf)

Wie die Berliner pflegen die Mannheimer eine oft derbe „Schnauze“. Für die bekannteste süße Spezialität der Stadt stand gar der alltäglich anfallende Unrat als Namensgeber Pate: Den „Mannemer Dreck“ verteidigten die Konditoren beharrlich gegenüber behördlicher Regelwut.

Zwar ist Mannheim weder Rotterdam, noch Wien oder Istanbul – und doch hat es von allen etwas. In der kleinen Metropole, wie ihre Bewohner sie gerne nennen, treffen Barock, Jugendstil und faszinierende moderne Architektur auf grässliche Zweckbauten aus der Nachkriegszeit, ein Hafen stößt an ein Naturschutzgebiet, und eine katholische Kirche steht vis-à-vis einer der größten Moscheen Deutschlands. Urbanität pur.

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Schon immer Einwandererstadt

Zurück auf den schnurgeraden Straßen: Ein paar Häuserblocks vom Herrdegenschen Traditionshaus entfernt stehen im Schaufenster der Konditorei Taksin atemberaubend grelle, surrealistisch wirkende Torten, ganz nach dem Geschmack orientalischstämmiger Kurpfälzer. Um die Ecke duftet es nach frischem Fladenbrot. Neben der Tür einer Helal-Metzgerei hängt ein türkischsprachiges FDP-Wahlplakat, Fatih Özdemir tritt für die Liberalen zur Kommunalwahl an.

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