Schulversuch unerwünscht

Bildung: Feudenheim-Realschule will Lernenden beim Wechsel aufs Gymnasium helfen – doch das Ministerium ist gegen das Modell
Von unserem Redaktionsmitglied Fabian Busch- Mannheimer Morgen, 14.03.2012

Räumlich betrachtet sind die weiterführenden Schulen in Feudenheim schon unter einem Dach. Gymnasium, Realschule und Hauptschule teilen sich das großzügige Gebäude im Ortskern. Einem einfacheren Schulwechsel der Lernenden aber hat das Kultusministerium jetzt eine Absage erteilt. Eigentlich wollte die Realschule ihren Zehntklässlern den Wechsel auf das Gymnasium erleichtern. Ein elftes Realschuljahr für gute Schüler hatte sich Rektor Stefan Köhler vorgestellt, in dem die Lernenden das nötige Rüstzeug für den Wechsel auf das Gymnasium erhalten und dann dort in die elfte Klasse wechseln sollten.

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Diese Idee sollte viele Vorteile haben: Unterricht im bekannten Schulgebäude, behutsame, zielgerichtete Vorbereitung auf die Anforderungen der gymnasialen Oberstufe, Abitur nach neun Jahren. Die Lehrerkonferenz und die Schulleitung des Gymnasiums signalisierten bereits Zustimmung. Doch das Ministerium sagt Nein zum Schulversuch. Die Begründung: Es gebe für Realschüler bereits andere Möglichkeiten, die Reifeprüfung abzulegen. „Vor allem der Weg über die Beruflichen Gymnasien ermöglicht einen bewährten Weg zum Abitur. Auch die Gemeinschaftsschulen bieten für jeden Schüler den Weg zu allen Abschlüssen“, erklärt eine Sprecherin von Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD).

Übergang „abfedern“

„Die Durchfallquote an den Beruflichen Gymnasien ist hoch“, sagt dagegen Uwe Bischer, Vorsitzender des Elternbeirats der Realschule. Außerdem ist der Ansturm auf die Berufsschulen groß. An manchen sind Plätze frei, andere völlig überbucht. Manche Realschüler müssten zum Beispiel trotz anderer Interessen und Begabungen ein Technisches Gymnasium besuchen – oder ganz verzichten. Landesweit müssen rund 15 Prozent der Realschüler abgewiesen werden, weil die Kapazitäten in manchen Bildungsgängen nicht ausreichen. Das weiß auch das Kultusministerium und will die Plätze an Beruflichen Gymnasien aufstocken – auch das ist ein Grund, weshalb die Behörde den Schulversuch in Feudenheim ablehnt.

Das Ministerium argumentiert auch damit, dass der Wechsel zwischen Realschule und Gymnasium bereits möglich sei: Eine Sprecherin erklärt, normalerweise wechsle ein Realschüler nach der neunten Klasse in die zehnte des Gymnasiums. „Theoretisch ist das möglich“, sagt Schulleiter Köhler. In der Praxis gab es diesen Fall an seiner Schule in den vergangenen fünf Jahren aber kein einziges Mal. Lediglich ein Mal wechselte ein Realschüler nach der zehnten Klasse in die zehnte Gymnasialklasse. „Die Bildungspläne liegen immer noch weit auseinander“, so Köhler. Deshalb ging es ihm und dem Elternbeirat bei dem Schulversuch darum, den Übergang „abzufedern“, die Realschüler ein Jahr lang auf den Oberstufen-Stoff vorzubereiten. „Im Elternbeirat ist die Unterstützung für diesen Versuch groß“, so die stellvertretende Vorsitzende Susanne Banschbach.

Birgit Sandner-Schmitt ist vor 25 Jahren selbst den „herkömmlichen“ Weg gegangen. Die FDP-Stadträtin war Schülerin der Feudenheim-Realschule und machte ihr Abitur danach an einem Beruflichen Gymnasium. „Das war ein harter Weg. Man kam aus einer überschaubaren Schulgemeinschaft in einen sehr heterogenen, neu zusammengewürfelten Jahrgang.“ Die FDP-Fraktion will deshalb, dass die Stadtverwaltung den Schulversuch unterstützt – auch wenn es sich dabei vor allem um einen symbolischen Akt handelt.

Auch der Landtagsabgeordnete Stefan Fulst-Blei (SPD) hat die Feudenheim-Realschule besucht. „Ich habe große Sympathien für das Konzept meiner alten Schule“, sagt er. Allerdings verweist Fulst-Blei auf die freien Kapazitäten an manchen Beruflichen Gymnasien. Und darauf, dass die Prioritäten der grün-roten Schulpolitik im Land derzeit eher bei deren Ausbau und der Schaffung der Gemeinschaftsschule liegen: „Leider läuft dieses Konzept quer zu den aktuellen Diskussionen.“