Hallenbad schlägt hohe Wellen

Vogelstang: Bürgerverein befürchtet Einschränkung des öffentlichen Badebetriebs und damit Verlust an Lebensqualität im Stadtteil

Mannheimer Morgen OST, 08.06.2012 – Von unserem Mitarbeiter Bernhard Haas

Sollte das Hallenbad auf der Vogelstang geschlossen werden, befürchtet der Bürgerverein einen großen Verlust an Lebensqualität für den gesamten Stadtteil. Dies machte der Vorsitzende Gunter U. Heinrich einmal mehr in einem Gespräch mit der FDP-Bundestagsabgeordneten Dr. Birgit Reinemund deutlich. Grundlos scheint die Befürchtung nicht zu sein, denn die Vertreter des Stadtteils sind sich sicher, dass nach der geplanten Schließung des Hallenbades Seckenheim weitere Beeinträchtigungen für die Allgemeinheit auch im Bad auf der Vogelstang eintreten werden.

Weitere Einschnitte

„Schon jetzt sind die Öffnungszeiten für den öffentlichen Badebetrieb stark zurückgefahren worden“, stellt der stellvertretende Vorsitzende Klaus Sauerheber fest, schließlich sei bei der Inbetriebnahme festgehalten worden, dass es sich um ein reines Nutz- und Zweckbad handelte. Die Stadt beabsichtigt, die Nutzung in ein Gruppenbad zu ändern.

Wenn die bisherigen rund 46 000 Nutzer – darunter auch sehr viele Schüler – aus Seckenheim auf die anderen Bäder verteilt werden, dann seien ganz logischerweise weitere Einschnitte für die Allgemeinheit zu erwarten, so die Vertreter des Bürgervereins.

Die Vorgabe, allein 35 000 Euro im Badebetrieb einzusparen, mache eine Einschränkung notwendig, da dies nur durch ein weniger an Aufsicht oder Öffnung möglich sei. Der Bürgerverein fühlt sich darüber hinaus von der Stadtverwaltung nicht informiert.

„Wir haben erst im Juli 2011 von der Schließung in Seckenheim erfahren“, sagte Heinrich. Möglicherweise habe die Stadt auch den Protest der Mannheimer Vereine und der Elternvertreter gegen die Schließung unterschätzt.

So ganz konnte Reinemund die Aufregung, die derzeit wegen der Badschließung herrscht, nicht nachvollziehen, schließlich sei seit dem Jahre 2009 mit der Verabschiedung eines Haushaltsstrukturprogrammes über eine mögliche Schließung diskutiert worden. „Man muss mit dem Geld, das für diesen Bereich vorgesehen ist, eben auskommen“, so Reinemund.

Probleme mit der Technik

Der Vorschlag der CDU im Gemeinderat, den Bäderbetrieb in Seckenheim bis 2013 aufrechtzuerhalten, sah die Abgeordnete nicht als Lösung an. Der Bürgerverein sieht trotz der rund 1,35 Millionen Euro teuren Dachsanierung für die Zukunft Probleme in der Technik, die Heinrich als „mindestens marode“ bezeichnete. Auch hier mache sich der Investitionsstau bemerkbar, der für alle Mannheimer Bäder gelte.

Es werde nicht verharmlost, dass alle Bäder saniert werden müssen, bescheinigte auch Reinemund: „Das wird auch nicht verharmlost.“ Eine Schließung des Hallenbades Vogelstang käme aber nicht in Betracht, sicherte die Abgeordnete zu.

Unattraktive Öffnungszeiten und damit weniger Besucher könnten aber dazu führen, das Bad ganz zu schließen, befürchtet der Bürgerverein weiterhin.

„Vor allem Senioren meiden jetzt schon das Bad“, stellte Heinrich in den Raum. Das würde sich verstärken, wenn morgens Schüler in den Becken planschen, gleichzeitig diese Zeit nicht mehr der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.

In der Öffentlichkeit brodele darüber die Gerüchteküche über mögliche weitere Schließungen, schließlich seien überall Mängel festzustellen.

Eindeutiges Votum

Und dann kommt ein weiterer Punkt zur Sprache. Anlass dafür ist ein Antrag der SPD-Gemeinderatsfraktion zu den Etatberatungen 2012/13, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, einen Hort- und Mensabetrieb in dem dann leerstehenden Gebäude in Seckenheim zu prüfen. „Was das kostet, scheint keinem klar zu sein“, fragen sich jetzt nicht nur die Vertreter des Bürgervereins. Das Geld sollte stattdessen besser in den Erhalt der bestehenden Bäder investiert werden.

Dass das eindeutige Votum von Bezirksbeirat und Bürgerverein gegen eine Umwandlung des Hallenbades Vogelstang, bei dem von rund 41 000 Besuchern die Rede ist, in ein Gruppenbad bisher nicht berücksichtigt wurde, ärgerte Heinrich besonders: „Wir sind über die Entwicklung in dem noch jungen Stadtteil Vogelstang in großer Sorge“.