Geschichte kann man nicht ungeschehen machen – aber daraus lernen: FDP / MfM-Fraktion fordert Hinweisschilder statt Umbenennung der Straßen in Rheinau-Süd

Dr. Birgit Reinemund

Die Diskussion um die Umbenennung von Straßen in Rheinau-Süd geht in die nächste Runde. Nachdem die Stadt eine entsprechende Vorlage zurückzog, die die Umbenennung der Leutwein- Nachtigal- und Lüderitzstraße sowie des Sven-Hedin-Weges vorsah, fand kürzlich die vom Gemeinderat geforderte Versammlung mit den Anwohnern der betroffenen Straßen statt.

Die Fraktionsvorsitzende Dr. Birgit Reinemund erklärt dazu: „Das Votum der Betroffenen ist eindeutig. Neue Straßennamen sind für sie unzumutbar. Die FDP / MfM-Fraktion sieht die Problematik dieser Namen aus Zeiten der Kolonialherrschaft, verherrlicht durch die Nationalsozialisten. Geschichte lässt sich nicht ungeschehen machen. Sie muss aufgearbeitet werden und darf nicht in Vergessenheit geraten.

Eine Umbenennung gegen den Willen der Anwohner kommt für uns nicht in Frage. Wir fordern stattdessen Aufklärung in Form von Zusatzschildern und Hinweistafeln. So kann dargestellt werden, welche Rolle die Namensgeber im Kolonialismus bzw. bezüglich der Zeit des Nationalsozialismus gespielt haben. Das wäre ein gangbarer Weg für die Anwohner, für Rheinau-Süd und für die Stadt Mannheim.“

Andere Städte gehen denselben Weg

Hans Held
FDP Bezirksbeirat Hans Held

FDP-Bezirksbeirat Hans Held, Vorsitzender der BASF-Siedlergemeinschaft, betont: „Andere Städte gehen den gleichen Weg. So hat die Stadt Ulm kürzlich beschlossen, den Namen „Mohrengasse“ nicht aus dem Straßenbild zu tilgen, sondern mit einer angebrachten Tafel zu erklären. Das würde auch den immensen Verwaltungsaufwand für die Stadt und für die Bewohner überflüssig machen. Die Änderung einer Adresse ist ja nicht erledigt, wenn man neue Visitenkärtchen druckt. Jede Geschäftsbeziehung müsste aktualisiert, neue Ausweise und Dokumente beantragt werden. Und zwar nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für kleine Handwerksbetriebe, Selbstständige und die freien Berufe. Das ist einfach völlig unverhältnismäßig. Unsere Forderung ist klar, wir wollen über Geschichte aufklären – und zwar ohne, dass die Bevölkerung dabei das Nachsehen hat.“