Mannheimer Morgen, 9. Juni 2009 (von Peter W. Ragge)

Auch wenn beide Wahlen am gleichen Tag sind, beide Zettel in die gleiche Urne kamen – die Bürger unterscheiden sehr deutlich zwischen dem nahen Rathaus und dem fernen Brüssel. Das zeigt ein Vergleich der Ergebnisse von Kommunal- und Europawahl, wo die Beteiligung bereits variiert (Europa 40,9 Prozent, Kommunalwahl aber nur 37,8) und deren Resultate dann teilweise kräftig voneinander abweichen.

Das bekam ganz besonders die SPD zu spüren. Sie sah ihr Abschneiden bei der Gemeinderatswahl zwar am Wahlabend vom Bundestrend beeinflusst – tatsächlich kam sie in Mannheim aber deutlich besser davon als bei den Wahlen zum Europaparlament. Erzielte ihre Gemeinderatsliste 32,37 Prozent (Stimmzettelergebnis), machten bei der Europawahl nur 27,69 Prozent der Mannheimer ihr Kreuzchen bei der SPD.

Bei der CDU ist der Unterschied nicht ganz so groß. Sie liegt bei Europa mit 31,23 Prozent nur geringfügig unter ihrem Mannheimer Ergebnis (31,71 Prozent). Dagegen zeigt sich, dass es bei den Europawahlen offenbar eine bewusste Wählerwanderung zu den „Kleinen“ gab, konnte doch die FDP ihr – für bisherige Mannheimer Verhältnisse schon sehr gutes – Kommunalwahlresultat von 6,83 Prozent bei Europa auf 11,21 Prozent steigern – über vier Prozent mehr. Immerhin noch rund zwei Prozentpunkte mehr (16,17 statt 14,07) erzielen die Grünen.

Auffallend ist, dass der Unterschied in einigen Stadtteilen ganz besonders drastisch ausfällt. Beispiel Friedrichsfeld: 42,04 Prozent machen ihr Kreuzchen bei der SPD, wenn es um Kommunalpolitik geht, aber nur 31,59 Prozent vertrauen der gleichen Partei bei der Europapolitik – das sind zehn Prozentpunkte Unterschied. Ähnlich sieht es in Wallstadt aus. Da belohnten die Wähler das Engagement zweier sehr rühriger SPD-Gemeinderatskandidaten mit 38,87 Prozent, bei der Europawahl rutschten die Sozialdemokraten indes auf 29,7 Prozent ab. In der Neckarstadt-West ist das Kommunalwahlergebnis mit 35,67 Prozent, auf dem Waldhof mit 44,15 Prozent immer noch je sieben Punkte besser als das Resultat der Europawahl. In der Schwetzingerstadt, in Käfertal, auf dem Lindenhof, in Neuostheim, dem Lindenhof, in Feudenheim und auf der Rheinau beträgt die Differenz meist um vier Prozentpunkte.

Gewinner sind FDP und Grüne. So übertrifft die FDP bei Europa in der Oststadt und Neuostheim um gar sechs, in Feudenheim und Seckenheim um fünf Punkte ihr Kommunalwahlergebnis, bei den Grünen sind es meist zwei bis drei Prozentpunkte mehr. Die CDU liegt oftmals gleichauf oder schwankt um ein Prozent. Ausnahmen: Seckenheim, wo das Kommunalwahlergebnis mit 41 Prozent deutlich besser ist als Europa (35,7) sowie Sandhofen und Schönau, wo der Unterschied immer noch rund vier Prozentpunkte ausmacht – wohl aufgrund örtlich stark verankerter CDU-Kandidaten.