Mannheimer Morgen, 16. Mai 2009 (von Simone Kiß-Epp)

Kommunalwahl: FDP-Spitzenkandidat Volker Beisel trainiert seine Ausdauer im Fitness-StudioSein Motto hat er sich bei der ersten Liberalen abgeschaut, die er in seinem jungen Leben kennenlernte: Frei nach Pippi Langstrumpf macht sich Volker Beisel nämlich seine Welt, wie sie ihm gefällt. Oder zumindest versucht er“s, und darum engagiert sich der 32-jährige FDP-Spitzenkandidat schon seit 15 Jahren politisch. „Wenn ich mich beklage, muss ich selbst aktiv werden“, lautet sein Standpunkt. Beruflich als Referent der Ettlinger Oberbürgermeisterin Gabriela Büssemaker eingespannt, bleibt ihm da wenig Freizeit. Die verbringt er aber gerne in seinem Fitnessstudio. Cross-Trainer und Laufband stehen dann meistens auf dem schweißtreibenden Programm, an die Gewichte à la Pippi Langstrumpf zieht“s ihn weniger. Wie passt denn da das FDP-Wahlkampf-Motto „Stark vor Ort“? „Das beziehe ich nicht auf mich persönlich“, antwortet Beisel lachend.Bei schönem Wetter Inlinen oder auch mal morgens Joggen – „ich verbringe so viel Zeit im Sitzen, dann isst und trinkt man noch: Da muss ich mich in meiner Freizeit bewegen“, sagt der Kommunalpolitiker und steuert den letzten freien Cross-Trainer an. Apropos essen. Kochen kann der ledige Liberale ganz gut, „am liebsten Pasta“. Ideen dafür sammelt er auch auf seinen Reisen, denn das Unterwegssein liegt ihm wohl im Blut: Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er auf dem Binnenschiff seiner Eltern, der MS Walküre, und schipperte über die Flüsse Mitteleuropas, bis ihn die Schulpflicht in Mannheim stranden ließ. Sein letzter Urlaub führte ihn nach Mexiko, nach der Kommunalwahl geht“s Richtung London. Klar, dass Volker Beisel schon ziemlich viele Städte gesehen hat, Mannheim gefällt ihm da im Vergleich ziemlich gut. Und sein Lieblingsort in der Stadt? „Zurzeit meine Dachterrasse“, lacht der 32-Jährige, „da scheint ab Mittag die Sonne, bis sie untergeht. Außerdem hab“ ich sie gerade so schön begrünt.“ In dieser Oase liest er dann gerne, „auch wenn das viel zu kurz kommt“. Am liebsten junge deutsche Autoren wie Christian Kracht oder Benjamin von Stuckrad-Barre.Sich selbst charakterisiert Beisel als emotionalen Menschen. „Ich kann mich unglaublich über etwas ärgern und aufregen.“ Dazu bietet die Politik ausreichend Anlässe, oder? „Oh ja“, fallen dem Liberalen gleich Beispiele ein. Etwa die Videoüberwachung an Schulen. „Über dieses Vorgehen der Schulleiter, ohne Prüfung der Rechtsmaterie Kameras aufzustellen, habe ich mich massiv geärgert“, nennt der Stadtrat ein Beispiel und schüttelt den Kopf: „Da war überhaupt kein Unrechtsbewusstsein vorhanden.“ Der Kampf für Bürgerrechte hat ihn damals übrigens zur FDP gebracht. „Das ist einer meiner politischen Schwerpunkte“, betont er, „die Videoüberwachung oder auch zum Beispiel die Befugnisse des Kommunalen Ordnungsdienstes halte ich daher für rechtsstaatlich höchst zweifelhaft.“ Sein politisches Vorbild passt in diese Linie: „Ich bewundere Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weil sie für ihre Überzeugung einen hohen Preis bezahlt hat und freiwillig zurückgetreten ist. Das ist das Anständigste, was man als Politiker machen kann.“Wie sieht also die Welt, die ihm gefällt, nach dem 7. Juni aus? „Wir würden unser Ergebnis vom letzten Mal gerne verdoppeln, um Fraktionsstärke zu erreichen“, lautet sein ehrgeiziges Ziel, „dann haben wir mehr Möglichkeiten, liberale Ideen einzubringen.“ Was ihn da so zuversichtlich macht? „Der Bundestrend spricht für die FDP. Außerdem erfahren wir hier auch viel Zuspruch auf der Straße“, hofft Beisel auf einen starken Wahlausgang. Die nötige Ausdauer beweist er jedenfalls.