Mannheimer Morgen, 18. Mai 2009 (von Peter W. Ragge)

Es geht also doch: Podiumsdiskussionen zur Kommunalwahl müssen nicht nur aus dem langatmigen Herunterbeten von bekannten Statements bestehen. Das bewiesen jetzt die Wirtschaftsjunioren, die sechs Kandidaten nicht nur mit mal unterhaltsamen, mal provozierenden Fragen auf den Prüfstand stellten, sondern auch noch dazu brachten, gemeinsam eine Aufgabe zu lösen und ein Plakat für Mannheim als „Kulturhauptstadt 2020“ zu gestalten.“Sonst stehen Sie im Wettbewerb – wir wollen, dass Sie zusammen etwas für Mannheim tun“, forderte Michael Sittek, gemeinsam mit Jürgen Ding Moderator des Abends, die Politiker auf. Und dass sie die „gemeinsame Herausforderung angenommen“ hatten, das wertete Jürgen Ding dann als „gutes Zeichen für die Stadt“ – banden die Kandidaten doch tatsächlich ganz einträchtig im Rosengarten Schürzen um, griffen zu Pinsel, Farbe, Schere und Klebstoff, um per Collage für Mannheim als Kulturhauptstadt zu plädieren.Diese Gemeinschaftsaufgabe gehört zum unterhaltsamen Konzept des „Politischen Assessmentcenters“. Entwickelt hat es der Arbeitskreis „Kritisches Engagement in der Politik“ (KEP) der Wirtschaftsjunioren, einer Vereinigung junger Unternehmer und Führungskräfte innerhalb der Industrie- und Handelskammer (IHK), bereits zur OB-Wahl.Nun mussten sich Steffen Ratzel (CDU), Dr. Stefan Fulst-Blei (SPD), Volker Beisel (FDP), Matthias Meder (Grüne), Prof. Dr. Achim Weizel (ML) und Thomas Trüper (Linke) dem besonderen Assessmentcenter stellen. „Es ist ein übliches Auswahlverfahren in der Wirtschaft“, erläuterten die beiden Moderatoren.Planken-Umbau verteidigtZunächst einmal galt es, auch auf ungewöhnliche Fragen schnell zu reagieren – etwa, ob die Frau das politische Engagement mitträgt, sie genug Zeit zum Spielen mit den Kindern oder für Sport haben sowie welche Musik sie hören. Mancher wurde da mit Dingen konfrontiert, die er nicht oder nicht mehr so gerne hört – Volker Beisel etwa, warum er mal für die Schließung des Rheinauer Schwimmbads plädiert hatte, oder Thomas Trüber, weshalb er Theologie studierte, ehe er Arbeiter wurde.Um die Programme vorzustellen, blieben jedem Kandidaten genau fünf Minuten, wobei Beisel auf große Pappkärtchen mit Slogans setzte, seine Kollegen sich an Computerpräsentationen versuchten. Dann mussten sie sich untereinander befragen, schließlich den Planken-Umbau begründen – den fast alle Redner verteidigten.